YukiChans Geschreibsel
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 No name, kommt vlt noch

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YukiChan
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BeitragThema: No name, kommt vlt noch   No name, kommt vlt noch Empty4/4/2011, 20:01

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BeitragThema: Re: No name, kommt vlt noch   No name, kommt vlt noch Empty4/4/2011, 20:03

Schließlich schob sich das Bild der beiden ausladenden Torflügel in sein Gesichtsfeld. Das weißhaarige Spitzohr schüttelte sich um sich wieder aus seinen Gedanken zu reißen. Es machte nicht viel Sinn mit nur halbem Verstand anwesend zu sein. So stierte er kurz das Tor an, ehe er einen der Flügel beiseite schob. Leise knarzten die Scharniere des reich verzierten Holztores. Mit hoch erhobenem Kopf und voller Stolz trat der Elf in den großen Raum der Bibliothek ein.


~



Als die zweite Sonne den kleinen Ort Tanghal mit ihren Strahlen bedachte und nahezu sämtliche Einwohner des Dorfes aus ihren Betten krochen, machte sich einer gerade daran zu Bett zu gehen. Mindajal war der Nachtwächter der Ortschaft und harrte Nacht für Nacht auf einem kleinen Turm in der Mitte des Dorfes aus. Eigentlich sollten solche Türme mehrfach vorhanden sein und auch mehrfach besetzt sein. Doch was nützte es mehrere solcher Dinge zu bauen, wenn man von einem aus das Dorf und nahezu alle Felder drum herum gut sehen konnte? Tanghal war klein und damit reichte auch ein einzelner Turm und damit auch ein einzelner Nachtwächter. Seit geraumer Zeit schon war es Mindajal, der diesen Posten inne hatte. Sein Vater war bereits Nachtwächter gewesen und vor ihm dessen Vater. Und davor war es dessen Vater gewesen. Der Nachtwächter war ein angesehener Mann in dem kleinen Ort: Niemand sonst kümmerte sich Tag für Tag so um die Sicherheit der Anwohner. Und niemand sonst bekam dafür so viel Anerkennung wie Mindajal.
Wie jeden Morgen schritt der dunkelhaarige Mann die kleine Straße des Ortes entlang. Jeder Schritt wurde begleitet von dem leisen Klirren von Eisenschuppen, die gegeneinander schlugen und dem vom verschlammten Weg herrührenden Platschen. Er ging vorbei an den kleinen, geduckten Häusern, ging vorbei an den Hinterhöfen und den Ställen, in denen die Tiere vorhin erwacht waren. Nicht weit führte sein Weg, war nicht sonderlich anstrengend. Als Mindajal an seiner Hütte ankam, bückte er sich erst einmal, wobei die dünnen Dolche an seinem Gürtel gegeneinander klirrten. Wieder einmal hatte ihm Nuora, die alte Frau von nebenan, eine warme Mahlzeit gekocht. Dankbar lächelte er, blickte über den kleinen Hof zu dem Haus nebenan. Aber noch war niemand zu sehen und so hob er den Topf an und ging damit ins Haus. Warm war die Mahlzeit nicht mehr. So früh am Morgen würde hier keiner kochen und so stellte sie ihm den Topf meist abends schon vor die Türe. Aber es war etwas zu Essen. Er war der einzige Bewohner des Ortes, der sich nur wenig um seine eigene Ernährung, die Wäsche und sonstiges kümmern konnte. Er besaß auch keine Haustiere, wie es eigentlich in Tanghal Gang und Gäbe war. Am Morgen, nachdem er ein Feuer in Gang gebracht hatte und das Essen Nuoras noch einmal aufgewärmt und gegessen hatte, ging er zu Bett und verschlief den Tag. Oftmals graute schon der Abend als er wieder wach wurde und gerade an solchen Tagen hatte er dann nicht einmal mehr Zeit sich um die Pflege von Waffen und Rüstung zu kümmern, sondern musste geschwind den Weg zu seinem Turm hinter sich bringen.

So war es also auch an diesem Morgen, als Mindajal in sein Haus gegangen war. Den Topf stellte er auf dem kleinen, rußbedeckten Herd ab, dann wandte er sich um und legte Waffen und Rüstung ab. Mit einem weiteren Griff nahm er sich ein langes Hemd, das er sich überwarf und damit dann auch wieder aus dem Haus trat. Mittlerweile rannten die ersten Kinder herum, trieben mit Gertenstöcken Schweine auf die Weiden vor dem Ort. Er nickte grüßend, als der Mann Nuoras aus dem Nachbarhaus trat. „Guten Morgen!“ ließ der alte Mann verlauten, die dunkle Stimme noch vom Schlafen rau. Erneut nickte Mindajal. „Guten Morgen, Deralin.“ Mindajal selbst sprach wie immer leise und freundlich, strich sich dabei eine der langen Haarsträhne aus dem Gesicht. „Na, wie war die Nacht? Ham die Fledermäuse dich gebissen?“ Mindajal zuckte mit den Ohren, als das raue Lachen des alten Mannes zu ihm herüber wehte. Das Geräusch war viel zu laut, dennoch ließ er sich nichts anmerken, lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin noch unversehrt. Ruhig war die Nacht, fast einschläfernd. Nicht einmal ein Reh hat sich ans Dorf gewagt.“ – „Na, dann is ja alles Bestens! Die Götter meinen’s gut mit uns hier in Tanghal. Das letzte Mal, als was geschah, war ich noch n kleiner Hosenscheißer.“ Wieder lachte der alte Mann auf, erntete dafür ein Schmunzeln des Jüngeren. „Hoffen wir mal, dass die jetzigen „Hosenscheißer“ so was nicht erleben müssen, hm?“ – „Ach…“ Deralin winkte schwungvoll ab, „Was soll n hier schon passieren? Wir sind so fernab von allem. Nuora hat gestern Fischsuppe gekocht. Die gute, mit den Kartoffelbrocken, du weißt schon. Warte, ich bring dir noch n bisschen Brot rüber. Du hast sicher keins mehr… warte…“ Irgendetwas musste der alte Mann noch gesprochen haben, als er sich schon wieder zur Tür umgewandt hatte und hineinstapfte, doch es verlor sich in Gemurmel und Gebrummel und der aufkeimenden Lautstärke des erwachenden Dorfes. Erneut schüttelte Mindajal den Kopf. Der Alte meinte es nur gut. Aber manchmal war es einfach zu viel. Lieber würde er sich sofort hinlegen und schlafen als Deralin noch eine Weile beim Erzählen von alten Tagen zuhören zu müssen. Der junge Mann ging zu seinem kleinen Holzhaufen und nahm sich einen Arm voll Scheite mit, bevor er wieder ins Haus hinein ging. Er mochte die beiden Alten von nebenan. Irgendwie waren sie für ihn wie Mutter und Vater geworden, nachdem sein eigener Vater gegangen war. Sie kümmerten sich fürsorglich um ihn, halfen, wann immer es ging. Im Frühjahr hatte Deralin ihm das Dach repariert, im Herbst das Holzlager aufgefüllt. Wann immer die beiden Alten etwas einkauften, herbeischafften oder organisierten, stets fiel davon etwas für Mindajal ab. Er konnte sich wahrlich nicht beklagen.
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BeitragThema: Re: No name, kommt vlt noch   No name, kommt vlt noch Empty4/5/2011, 16:30

Er hatte gerade Zeit genug gehabt die Holzscheite ins Haus zu bringen und unter dem kleinen Herd, der als Ofen und Heizung zugleich diente, zu richten, als die Haustüre auch schon gleich aufgestoßen wurde. Deralin grunzte zufrieden, stapfte wie immer humpelnd heran. Leise ächzend setzte er sich auf eine der beiden Bänke an den Tisch vor den Ofen und beobachtete Mindajal bei seiner Tätigkeit. Schließlich aber hatte der junge Mann das Feuer in Gang gebracht und wandte sich zu dem Alten um. „Da, dein Brot.“ Deralin schob ihm einen Brotlaib zu. „Danke. Wie geht es Nuora?“ Sorge schlich sich in seine Stimme, während er den Brotlaib an sich nahm und nach einem Messer zu suchen begann. „Wie soll s ihr gehen. Sie hustet und röchelt. Aber sonst geht’s ihr gut. Sie is störrisch wie immer, und solange sie das is, gibt’s keinen Grund sich überhaupt über irgendwas Gedanken zu machen.“ Wieder folgte ein raues Auflachen des alten Mannes. Mindajal setzte sich schließlich auf die Bank diesem gegenüber, schnitt das Brot entzwei. Die eine Hälfte des Brotlaibes wanderte in den Brotkorb, die andere Hälfte wurde in Scheiben geschnitten. „Nunja... aber es geht ihr nicht besser. Umso länger sich sowas hinzieht, umso schlechter, oder nicht?“ - „Ach, weißt du. In unserm Alter lernt man sowas akzeptieren und damit leben. Es is halt so.“ Nachdenklich schwieg Mindajal erst einmal. Langsam begann Dampf von dem kleinen Topf auf dem Herd aufzusteigen, schwach und noch nicht fähig genug um Geruch und Vorgeschmack auf das bevorstehende Mal in den Raum zu wehen. „Aber wenn irgendetwas ist, du erzählst es mir doch?“ - „Sicher. Warum auch nicht? Junge Hilfe kann ma immer gebrauchen!“ Wieder lachte der alte Mann auf, noch immer war der Laut zu laut für den anderen. „Ich beziehe mich nicht auf Hilfe, Deralin. Also... ja, ich gebe sie euch natürlich, wenn ihr welche braucht. Aber Nuora... Ich könnte es nicht ertragen, wenn etwas Schlimmes wäre. Und ich nichts getan hätte.“ - „Sorg dich nicht so, Jungchen. Ihr geht’s gut, mit geht’s gut, dir geht’s gut. Dem Dorf geht’s gut. Ah, da fällt mir was ein: Gestern, als du geschlafen hast, da – eh, der Topf!“ Erschrocken drehte Mindajal sich um und starrte erst einmal den Topf an, der gerade fröhlich am Überkochen war. Schließlich aber sprang er auf, griff nach einem Tuch und langte an den Topf. Doch das Tuch war zu dünn und die Hitze des warmen Metalls stach fast ungehindert in die Hände des jungen Mannes. „Uch!“ Und mit leisem Fluchen und einen Teil der Suppe verschwappend stellte er den Topf auf den Tisch. „Verflucht! Ah... verdammt...“ Zischend und murrend stapfte Mindajal zu einem Eimer Wasser und legte die Hände hinein. „Tja, so is das. Träumst nachts auf dem Turm genauso herum?“ Milder Vorwurf lag in Deralins Stimme, der dem jungen Mann ein misslauniges Murren entlockte. „Nein, mit Sicherheit nicht. Nachts bin ich wach. Jetzt will ich Essen und Schlafen, alter Mann.“ Deralin schien heute übermäßig gute Laune zu haben, denn er lachte schon wieder auf. Mindajal trocknete sich die Hände wieder ab, fluchte noch einmal leise und setzte sich dann an den Tisch. Er nahm sich einen Teller, wurde ruhig beobachtet, wie er sich auftat und zu essen begann. „Also gestern. Da kamen zwei Leute hier an. Die ham gefragt.“ Schweigen. Eine Braue hebend sah Mindajal von seinem Teller auf. „Un?“ - „Najo. Die ham gefragt. Nach nem Krieger. Und Rowahn, der olle Wicht, der hat denen gesagt er wär einer. Da ham's den „geprüft“, wie se das genannt ham. Verschlagen habens ihn und zwar nach allen Regeln der Kunst!“ Schadenfrohes Lachen hallte durch das Haus. Mindajal verzog das Gesicht, zuckte mit den Schultern und löffelte weiter. „Rowahn war ja auch nie einer...“ - „Eben drum ja! Najo. Jedenfalls wollens heut wiederkommen. Se meinen se haben gehört von nem Krieger von hier. Den einzigen, den wa haben, bist aber du. Ich würd also schnell viel schlafen und heut Nachmittag mal mit denen reden, wenn ich du wär.“ Unwohlsein stieg in dem jungen Mann auf. „Warum? Warum sollte ich mich mit ihnen messen? Freiwillig? Muss ich mich denn vor irgendwem beweisen?“ - „Ah, da spricht dein Vater aus dir. Aber du, das wird dir da nichts bringen. Die ham gesagt die brauchen nen Krieger. Und die wissen, dass hier einer ist. Also kommens auch wieder. Geh hin, verschlag se, wenn se unbedingt wollen und dann is Ruh, eh?“ Unlieb grumpfte der junge Mann auf, schob schließlich den leeren Teller von sich. „Ich schau, was ich machen kann.“ - „Braves Jungchen. Nuora macht dafür Schnitzel. Entweder um damit deine Wunden zu kühlen oder aber um se zu braten und dirn Festessen zu machen.“ Und mit einem wiederum rauen Lachen erhob sich der alte Mann und begann zur Türe zu humpeln. „Dann schlaf man gut, Jungchen.“ Hinter ihm zog sich die Tür zu und ließ Mindajal allein im Haus zurück.
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BeitragThema: Re: No name, kommt vlt noch   No name, kommt vlt noch Empty23/5/2011, 18:30

~

Nahezu brennend stach die Sonne des Nachmittags durch die dünnen Gardinen im Haus des jungen Mannes. Mindajal, inzwischen instinktiv vollkommen aufgedeckt, lag in seinem Bett, fröhnte einem durch Wärme unruhig gewordenen Schlaf. Noch schlief er ruhig, bekam er doch nicht mit, was vor seinem Haus geschah.

„Eh, geh beiseite. Wenn er hier wohnt, werden wir da rein gehen!“ Wüst war der Ton des gerüsteten Mannes auf seinem Pferd. Deralin hatte sich trotzig vor die Türe des Hauses gestellt und versperrte den Weg. „Na, geh! Hau ab! Der Kerl schläft, ich sag’s dir! Wenn de nen Kampf willst, musste warten!“ – „Ich werde aber nicht warten. Verschwinde, alter Greis. Oder soll ich andere Seiten aufziehen?“ Die penibel geputzte Rüstung und die elegant schulterlang und dunkel fallenden Haare vermochten nicht über dessen gereizten Ton hinweg täuschen. „Willst nen alten Mann zusammenprügeln oder was? Nur weil de in Rüstung bist und hoch ufm Pferd, heißt des nich, dass de dir alles erlauben kannst!“ Zustimmendes Raunen machte sich in der Menschenmenge breit, die sich um die beiden Streitenden gebildet hatte. „Wir sind hier, den Krieger zu suchen. Und das werden wir auch tun und nichts kann uns daran hindern. Also geh beiseite, alter Mann!“ Warnend ließ der Mann sein Pferd einen Schritt voran tun, doch Deralin blieb eisern in der Türe stehen.

Als ein lautes Poltern durch die Luft wehte, sich den Weg durch das Holz des Hauses hindurch suchte, saß Mindajal sofort kerzengerade im Bett. Einen kurzen Moment wollte sein Kreislauf, dass er sich wieder hinlegte und ruhte, doch der junge Mann sprang sobald es ging auf und schlug den Vorhang, der um sein Bett herum angebracht war, zurück. Sofort hatte er Überblick über den Innenraum des Hauses und erschrak. Deralin lag auf dem Rücken, über ihm schnaufend ein Pferd. Der alte Mann ächzte, lag auf der eingedrückten Tür und bewegte sich kaum. Auf dem Pferd saß jemand, soweit man das von dem einen glänzenden Stiefel ableiten konnte, der in dem nunmehr Torbogen anstatt Haustüre zu sehen war. Laut fluchte Mindajal aus, rannte zu Deralin und kniete sich sorgend neben diesem nieder. „Alles in Ordnung, alter Mann?“ Deralin öffnete die Augen, ächzte und knurrte. Mehr vermochte er wohl gerade nicht heraus zu bringen, doch für Mindajal war es genug. Deralin würde wieder in Ordnung kommen. Wutschnaubend stand er auf, drehte sich zu dem Pferd und dessen Reiter herum. Ein feindselig musternder Blick schlug ihm entgegen, ließ Unbehagen in ihm aufsteigen. „Wer seid Ihr und warum geht Ihr auf einen alten Mann los?“, schrie Mindajal dem Gerüsteten entgegen. Dieser ließ langsam ein grimmiges Lächeln in seine Züge wandern. „Du musst der Krieger sein.“ – „Es ist vollkommen egal wer und was ich bin. Ihr habt nicht das Recht in dieser Art mit jemandem umzuspringen!“ Fauchend schoss der junge Elf vorgriff in schneller Bewegung in den Zügel des Pferdes und riss dessen Kopf herum. Das Tier riss die Augen auf, schnaufte und versuchte der Bewegung zu folgen. Das grimmige Lächeln seines Reiters verschwand, als er versuchte sich auf dem sich so plötzlich bewegenden Tier zu halten. Es ächzte und polterte, als die glänzend polierte Rüstung im Staub des dürftigen Weges landete. Danach vernahm man ein Knurren, als der Mann sich wieder aufrichtete. „Da habters!“ schnaufte Deralin, der inzwischen wieder auf die Beine gekommen war. Krummer als ohnehin schon stand er da, hielt sich den Rücken und zeigte sein Gesicht schmerzverkrampft. Mindajal hielt das Pferd fest in der Hand, war wieder ruhig geworden und sah dem Gerüsteten beim Aufstehen zu, der einige Fluchlaute von sich gab.

„Ja, da haben wir es. Entschuldigt diesen Mann, er ist ungestüm, aber ein eifriger Diener unseres Herrn.“ Nun endlich mischte sich auch der zweite der Besucher ein. Er war nicht groß gewachsen. Doch was er an Körpergröße nicht an Eindruck schinden konnte, machte seine Kleidung wieder wett. In eine dunkle Samtrobe gehüllt, deren Ränder mit Gold verstickt waren und in den Bordüren feinste Runen zeigten, stand er da, hatte die gesamte Szenerie über beobachtet. Nun aber wandte er sich an Mindajal. „Verzeiht, wir müssen Euch geweckt haben. Man sagte uns, Ihr seid der Nachtwächter hier?“ Der junge Elf nickte und musterte seinen Gegenüber. Doch kein Wort kam über seine Lippen. „Ihr seid sicherlich auf Euren Schlaf angewiesen, seid Ihr doch mit einer wirklich wichtigen und ehrbaren Aufgabe betraut worden. Doch seht, wir suchen jemand besonderes. Wir würden gerne sehen, ob Ihr vielleicht dieser Jemand seid. Oder ob Ihr Jemanden kennt, der es sein könnte.“ Ruhig lag der Blick des Mannes auf Mindajal. Seine helle Haut und das dunkel Haar harmonisierten perfekt mit der Robe, verliehen ihm trotz der offensichtlichen Jugendhaftigkeit ein würdevolles Aussehen. Aber mit diesem würdevollen Aussehen hatte sich auch eine gewisse Art Zweideutigkeit in das Auftreten des Mannes geschoben. Er war gewisslich gut darin mit Worten umzugehen, das wurde auch Mindajal klar. Und so schwieg er ein weiteres Mal. Genauso wie die kleine Menschenmenge und Deralin um ihn herum. Nur das Pferd, das er noch immer am Zügel hielt, schnaufte leise. Der Gerüstete war inzwischen wieder auf die Beine gekommen und klopfte sich murrend den Staub herunter. „ja, ich sehe, wahrlich gesprächig scheint Ihr nicht zu sein.“ Der Robenträger nickte in freundlicher Manier und lächelte. Irgendwie aber war es Mindajal nicht danach, ihm diese beiden freundlichen Gesten abzunehmen. „Nun, wie Ihr jetzt wisst, sind wir auf der Suche. Wir würden Euch gern einmal einer kleinen Prüfung unterziehen, damit wir wissen. Wenn es Euch nichts ausmacht natürlich.“ Und wie Mindajal es erwartet hatte, wurde das eben noch freundliche Lächeln minimal hinterlistig. „Ich fürchte, ich werde nicht drumherum kommen, hrm?“ Seidig sprach er die Worte, seinen Gegenüber in nichts nachstehend. „Nicht wirklich, nein. Ihr könnt wählen, ob Ihr in diesem Aufzug, nur mit Lederhose bekleidet, jetzt gleich kämpfen wollt, oder aber Euch erst einmal etwas anzieht und Eure Waffen holt. Schließlich wollen wir einen gerechten Kampf von statten sehen gehen.“ Wieder dieses Lächeln. Mindajal ließ das Pferd los, machte kehrt und ging ins Haus zurück, gefolgt von Deralin.

Als der alte Mann eingetreten war, machte sich der junge Elf daran die Tür wieder aufzustellen. „Warum hast du ihnen den Weg versperrt, Deralin?“ Er sprach leise und genauso leise bekam er seine Antwort. „Se haben nur gefragt, wo de wohnst und wollten gleich zu dir. Kein Respekt diese Leute heutzutage!“ Müde lächelte Mindajal. Gutherzig wie immer, der Deralin, auch wenn er dafür Schläge einstecken musste. „Ist gut. Hättest sie mal in Ruhe gelassen, hättest jetzt kein Rückenweh.“ – „Schon. Aber du wärest im Schlaf von ihnen überrascht worden. So biste nur von mir überrascht worden. Und nem Pferd. Spaß beiseite, was wirst du jetzt tun? Du hast nicht die geringste Chance gegen diesen Kerl in Rüstung. Deine ist nur aus Leder. Und deine Waffen sind alt und schartig.“ – „Auf alten Rössern lernt man Reiten. Ich lasse mir schon etwas einfallen. Mit Klingen kommt man weit. Mit Instinkt und Spontaneität noch weiter.“ – „Mhm… gut. Aber nicht, dass du dich weichprügeln lässt!“ – „Versprochen.“ Zwar war noch immer Unbehagen in Mindajal vorhanden, doch das kleine Gespräch mit dem alten Mann hatte ihn wieder fröhlich gestimmt. Deralin half ihm beim Anlegen von Rüstung und Waffen. Und staunte nicht schlecht, als Mindajal daneben noch einige kleine Klingen am Körper versteckte. Er war sich nicht sicher, ob er würde gewinnen können gegen einen voll Gerüsteten. Aber er war sich sicher, ihm eine Lektion in Sachen Benehmen und fremder Leute Türen erteilen zu können.


Zuletzt von YukiChan am 30/6/2011, 15:57 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: No name, kommt vlt noch   No name, kommt vlt noch Empty25/5/2011, 15:23

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Der Raum war groß. An seinen Seiten zeigten sich hohe Fenster, durch die das Licht von draußen herein fiel. Seidig zeigte es sich hier, schwebten doch Milliarden feinster Staubkörner durch die Luft und brachen die Lichtstrahlen in viele kleine Teile. Der raum war nicht nur groß, er war auch hoch. Zweistöckig, um genau zu sein. Beide Stockwerke waren vollgestopft mit hohen Regalen aus dunklem Holz, die wiederum mit vielerlei Büchern versehen waren. Eine enge Wendeltreppe in der Mitte bereitete den Weg in die obere Etage, die sich nur zur Hälfte über die untere erstreckte. Dennoch gab es am anderen Ende kleinere Balkone, die man durch lange und dünne, aber elegant eingebaute Brücken erreichen konnte. Die Ruhe dieser kleinen Balkone wurde oft geschätzt, man musste Glück haben um einen freien zu erwischen. Niemand störte einen dort, es war gerade Platz für den Schreibtisch, einen Ablagetisch und einen Stuhl darauf. Auf den etwas größeren, die aber wirklich nur minimal mehr Platz enthielten, stand auch mal eine größere Topfpflanze, vornehmlich kleine Bäume, die im Sommer zu blühen begannen. Während auf der zweiten Etage die Regale in Reih und Glied standen, waren sie in der unteren Etage ringförmig um die Wendeltreppe aufgestellt worden. Betrachtete man diese Anreihung von oben so bekam man den Eindruck es handele sich um eines der alten Labyrinthe, die früher oftmals aufgezeichnet wurden und Grundlage für heutige Spiele für Kinder waren.

Betrat man diesen Raum, befand man sich erst einmal auf einer Art kleinen Vorplatz, an dessen linker Seite ein Tresen stand. Dahinter hatte es sich eine alte, gebeugt gehende Elfe gemütlich gemacht. Sie verwaltete und organisierte die Bücher, deren Ausleihe und Rückgabe. Seitdem Dandraith hier war, war auch sie hier gewesen. Er gehörte inzwischen zu den älteren Semestern unter den Elfen, doch als er neu in diese Bibliothek eingetreten war, war sie schon da gewesen. Und war auch damals schon alt gewesen. Gea nannte man sie hier. Ob es aber ihr richtiger Name war oder ob sie, wie ab und an der Fall, noch einen Nachnamen trug, wusste so recht keiner mehr. Normalerweise, so meinte Dandraith, müsste es der Fall sein. Ab einem gewissen Alter gehörte das einfach dazu. Namen wurden vergeben für besondere Taten und selbst ein Elf vom Lande hatte einfach irgendwann einmal eine solche Tat vollbracht. Und sei es der Bau einer schönen Harfe gewesen. Die rechte Seite des kleinen Vorplatzes wurde von einer Büste eines Elfen geziert. Sie war alt und verwittert, hatte schon immer etwas Seltsames an sich gehabt. Angeblich zeigte sie den Begründer der Bibliothek, aber sehr viel mehr als ein klobiges Rund als Kopf und ein breites Rechteck als Oberkörper ließ sich nicht mehr erahnen. Mit viel Fantasie konnte man eine Nase und Augenhöhlen ausmachen, aber ein Gesicht darin zu sehen war inzwischen unmöglich geworden. Auch diese Büste war seit jeher so gewesen, schien aber, im Gegensatz zu Gea, in den Jahren der Anwesenheit Dandraiths nicht gealtert zu sein. Vom Sockel her zogen sich Efeuranken das Gebilde hinauf, grüben sich in die natürlichen Ritzen und Vorsprünge der Statue. Sie vollzogen ihren Wandel und waren das Einzige an dieser Büste, dass überhaupt ein Zeichen von vergehender Zeit zeigte. Im Sommer waren die Blätter grün, im Herbst rötlich, bis sie im Winter gelblich von den kargen Stängeln herab hingen, nur um im nächsten Frühjahr in hellem Grün wieder hervor zu sprießen.

Von dem kleinen Vorplatz aus konnte man direkt auf die Wendeltreppe sehen, links und rechts vom Weg gingen die vielen Gänge die Regale entlang ab. Das war auch das Bild, das sich dem weißhaarigen Spitzohr zeigte, als er den Raum betreten hatte. Oftmals war viel los zwischen den Gängen der Regale. Doch diesmal war es nur Gea, die ihm zunickte und auf die Wendeltreppe wies. „Die Herrschaften sind oben. Sie wollten sich die Archive der Ländereien um die Stadt herum ansehen. Letzter Gang rechts, viertes Regal, drittes Fach von unten, Bücher sieben bis acht. Ansonsten fünftes Regal, drittes Fach von unten, Bücher acht bis zehn.“ Dandraith nickte, erwiderte nichts und begab sich die Wendeltreppe hinauf. Archive der Ländereien? Was sollte er damit zu tun haben? Er war Alchimist und wusste nichts, wollte nichts wissen, über die Wesen dieser Länder. Es sei denn sie konnten ihm weiterhelfen, was in diesen dümmlichen Provinzen allerdings in der Regel nicht der Fall war. Doch irgendetwas war komisch heute und fiel ihm auf, während er den von Gea gewiesenen Weg einschlug. Nirgends war eine andere Seele zu finden, außer der seinen. Als wäre die Bibliothek ausgestorben.

Das Gefühl revidierte sich aber sogleich, als er in besagten Gang einbog. Drei Personen standen an einem Regal, unterhielten sich angeregt. Zwei Männer, eine Frau. Dandraith ließ sich Zeit um vom letzten zum vierten Regal zu kommen. Die Männer waren recht uninteressant, in reich verzierte Roben gekleidet und mit zurückgeflochtenen Haaren waren sie die Ausgeburt des Adels dieser Tage. Die Frau aber erregte seine Aufmerksamkeit. Er sah nur ihren Rücken, dennoch faszinierte sie ihn schon jetzt. Hellblondes Haar, das dieser Tage durchaus selten geworden war, lag in sanften Wellen über den Schultern und den Rücken der Frau. Welliges Haar. Noch eine Seltenheit. Die spitzen Ohren stachen durch die blonde Mähne, waren filigran gewachsen. Anhand derer machte er die Hautfarbe der Frau fest: Ein helles Rosé vermutlich. Dandraith musterte ihren Umhang, der sich leicht um ihre Schultern zog. Seide. Rote Seide mit goldenen Verzierungen am Rand. Klassisch. Nicht ganz so klassisch aber war, was er darunter entdeckte, als die drei Personen sich zu ihm umdrehten. Sie trug Hosen. Eine Frau in Hosen. Mit Stiefeln. Schöne Hosen, schöne Stiefel, alles aus feinem Leder. Aber warum trug eine Frau so etwas? Den Blick von den Hosen abwendend machte er sich daran ihr Gesicht zu erkunden. Freundliche blaue Augen und ein schmaler Mund lächelten ihm entgegen. Keine Falte, keine Unebenheit, ein Paradestück elfischer Kultur. In Hosen. Die beiden Männer ignorierte er vollends, als er erhaben nickte, wie es seinem Stand gebührte, und die Frau als erstes begrüßte. „Seid gegrüßt, hohe Dame. Selten sah man ein so vortreffliches Stück Schönheit durch unsere Hallen wandern. Mir scheint, eine der Statuen könnte lebendig geworden sein.“ Was er sonst an Murren und Knurren den anderen Gelehrten und Schülern entgegenbrachte, hatte sich nun in melodiös leise, charmante Worte gewandelt. Und sie verfehlten ihr Ziel nicht. Das Lächeln der Frau verbreiterte sich für einen kurzen Moment, für den sie den Blick kurz nach unten senkte. Nur um ihn mit einem elegant schwungvollen Lidschlag wieder auf Dandraith zu führen. „Ich danke der freundlichen Worte, Dandraith Wolkenwanderer. Und ich danke für Euer schnelles Kommen. Wisset, ich brauche Eure Hilfe.“ – „Jegliche Hilfe, die ich Euch geben kann, Milady, will ich Euch zukommen lassen.“ Eindeutig zweideutig, zumal er ihr Lächeln erwiderte. Dandraith wusste um seine Wirkung, oft genug schon hatte er sie genutzt um an diverse Informationen zu kommen. Doch meist sah sein „Opfer“ nicht ansatzweise so interessant aus wie diese Frau jetzt gerade. Noch immer lächelte sie. „Gehen wir doch ein Stück. Schaut, mein Bruder hat schon das Buch gefunden, in dem wir einen Anhaltspunkt zu finden gedenken. Lasst uns doch hinein sehen, ja?“ – „Wie Ihr es wünscht, Milady.“ Er folgte ihr, als sie sich in Bewegung setzte, musterte ihren Rücken erneut. Schönheit war nicht alles. Die Faszination schlich sich auf dem Weg zum Arbeitsplatz langsam dahin. Sie hatte sich nicht vorgestellt, wie es die Etikette erforderte.


Zuletzt von YukiChan am 30/6/2011, 15:58 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: No name, kommt vlt noch   No name, kommt vlt noch Empty30/6/2011, 15:55

~

Reoho end, gun nelm bov poesd.
Liebe ist, was sich dir zeigt.
Sozeono neo, zoyo neo,
Genieße sie, nehme sie,
Horeho kvaorelm ez xozo Poed!
Bleib fröhlich in jener Zeit!
Boz gun belm qovrunnond, bun end uilm neo.
Denn was dich verlässt, das ist auch sie.

~

Dunkel war das Leder, das nunmehr über seinen Körper gelegt war. Dunkel, innen mit Fell ausgepolstert und dazwischen noch mehr Leder. An den geraden Stellen waren Metallstreifen eingearbeitet worden, die den Körper des jungen Mannes verborgen noch besser schützen konnten. Zuversicht strahlte Mindajal aus, auch jetzt noch, als er dem gerüsteten Mann gegenüber stand. Unterschiedlich waren die beiden: Der junge Elf klein und agil, der Kämpfer hingegen größer und gerüstet. Zwei kurze Schwester gegen ein Schild und Langschwert. Besorgt begannen allein bei diesem Anblick die Leute aus Tanghal zu tuscheln. Mindajal würde es nicht einfach haben. Wenn er denn überhaupt eine Chance hatte. So recht konnte man ihm das Lächeln, das seine Züge trugen, nicht abnehmen. Es hatte nichts überhebliches oder siegessicheres. Es war Mindajals gewohntes Lächeln, fröhlich, frei und offen. „Warum grinst er so? Der Kerl könnt ihn töten!“ sprach eine der Nachbarinnen zu der nebenstehenden Frau. „Ich weiß es nicht. Aber vielleicht plant er was?“ Beide blickten sich an, hoben unentschlossen die Schultern. „Ich weiß es nicht.“

Die spitzen Ohren Mindajals zuckten unter dem braunen, langen Haar hervor, als der golden Gerüstete sich in Bewegung setzt. Das Lächeln vermochte nicht zu ersterben, obwohl der junge Elf den Blick fest fixiert auf seinem Kontrahenten hielt. Der Kämpfer kam entschlossen auf ihn zu, das Schild zur Deckung erhoben. Als Mindajal nicht auswich und der Mann nah genug heran war, holte er mit dem Langschwert aus. Es ging los. Binnen Sekunden war aller Frohsinn aus Mindajals Geist entschwunden, geistesgegenwärtig wich er dem Hieb aus. Keine Klinge zog er, auch dann nicht, als der nächste Schwung des Schwertes auf ihn zuraste. Ein weiteres Mal wich er aus, machte einen Schritt nach hinten. Die Klinge sirrte in der Luft. Laut brüllte ihn der Kämpfer an, ehe er wie ein Berserker erneut ausholte. Doch Mindajal war schneller. Die Langsamkeit der Rüstung des anderen ausnutzend wich er aus, so weit, dass er sich im Rücken des Kämpfers befand. Dieser hatte seinen Schwung zu Ende geführt, erfolglos und wandte sich nun herum. Doch Mindajal war erneut schneller, blieb stets hinter dessen Rücken. „Was soll der Kinderkram? Ringelrei kann ich auch zu Hause spielen!“ Murrte der Kämpfer auf, holte erneut aus und ließ sein Schwert durch die Luft sirren. Wie erwartet wich Mindajal wieder aus und sah nicht, was nun kam: Anstatt den Hieb mit dem Schwert zu Ende zu führen, schlug der Mann mit dem Schild nach dem Elfen. Man hörte ein Ächzen, dann sah man eine Staubwolke in die Luft aufsteigen. Mindajal war zurückgestoßen worden, von so viel Wucht und Kraft überrascht. Jappsend holte er Luft, suchte sich so schnell als möglich wieder aufzusetzen. Der Kämpfer war heran, blickte siegessicher und überheblich zu ihm herunter. Erneut holte er aus, die Leute hielten die Luft an. Wollte er wirklich auf einen Unterlegenen einen solchen Hieb führen? Doch ehe man es sich versah war der agile Elf herumgerollt, war dem Schwert entgangen. Und zur Erleichterung Vieler war er es nun, der eine Klinge zückte und sich seinem Kontrahenten entgegen warf. Der Gerüstete war irritiert, war sein Sieg doch fast sicher gewesen. Einen Moment zu spät erst realisierte er, hob das Schwert erneut und wollte Mindajal mit dem gerüsteten Arm außer Reichweite bringen. Doch da steckte bereits die Spitze der Klinge zwischen seinen Rippen. Die Bewegung erstarb, aufbrüllend wankte er zurück und schickte dem jungen Elfen einen hasserfüllten Blick zu. Dieser blieb unberührt stehen, lächelte und wartete.

„Es ist gut, Harlon.“ Der Robenträger trat vor, legte dem Kämpfer eine hand beruhigend auf die Schulter. „Sei lieber froh, dass wir gefunden haben, wonach wir suchten, mh?“ Das Lächeln, erneut trügerisch, blickte wieder gen Mindajal. „Habt Ihr nicht. Ich bin nicht von Nutzen für Euch.“, sprach jener, selbstsicher. „Doch, das seid Ihr. Ihr werdet mit uns mitkommen und unser aller Herren einen großen Dienst erweisen.“ – „Nein, werde ich nicht. Ich werde gebraucht.“ Und damit wandte er sich um, steckte die Klinge weg und trat durch die Menge aus Elfen und Menschen. Sie blickten ihm nach und nur zwei geduckte, alte Personen folgten ihm.
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BeitragThema: Re: No name, kommt vlt noch   No name, kommt vlt noch Empty4/7/2011, 19:31

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„Schaut.“ Sie deutete auf ein in braunes Leder eingeschlagenes Buch auf dem Tisch. Die Ecken waren mit Eisen versehen worden, die Seiten waren von außen her vergilbt. Keine Verzierungen, keine Schnörkel, nur Leder war es, das dem Buch ein wenig Zierde gab. „Das ist das letzte Buch, das die Namen der Einwohner der Regionen auch ferner von Rudaran beinhaltet. Sozusagen „die aktuelle Ausgabe“. Nur leider ist diese schon über hundert Jahre alt.“ Die Frau legte in liebevoll vorsichtiger Geste eine Hand auf dem Buchrücken ab. „Und wie kann ich Euch da behilflich sein?“ So recht wollte es Dandraith nicht in den Schädel gehen. Was sollte er damit zu tun haben? Seit vielen hundert Jahren schon war er hier, woher sollte er etwas darüber wissen, was in irgendwelchen fernen Regionen jetzt für Leute lebten? Dennoch schenkte er ihr das charmante Lächeln, bevor er erneut das Buch musterte, Interesse vorgebend. „Wisst Ihr…“ sie schlug die Lider erneut zu Boden und ließ den Blick mit einem eleganten Schwung der Wimpern wieder auf Dandraith blicken. „Ihr seid erfahren. Ihr könntet mit Sicherheit ein paar Informationen diesbezüglich sammeln, mh?“ Lockend schmunzelte sie. Aber Dandraith kannte diese süßliche Art zu sprechen bereits. „Könnte man. Aber wofür? Und warum?“ – „Ouh… Ich habe erwartet, dass diese Fragen kommen.“ Sie wandte sich herum und verkreuzte die Arme im Rücken. „Es gab vor langer Zeit einmal eine Legende, in der es hieß, dass einer aus unserem Reich irgendwann aufkäme und eine neue Zeit einleiten würde. Erinnert Ihr Euch daran?“ – „Das ist die Wahrsagung der Hexe Magai, keine Legende. Natürlich erinnert man sich daran. Sie ist für diesen Spruch damals hingerichtet worden.“ Nun war es die Dame, welche ihre Braue langsam fragend hinauf schob. „Man sagte mir ja, dass Ihr alt seid. Aber SO alt?“ Seufzend klappte Dandraith das Buch auf. „Aber wenn es darum geht, kann ich Euch wirklich behilflich
sein.“ Während er sprach begann er in dem Buch herumzublättern, ziellos. „Es hieß, es würde ein Junge aus einem Bergdorf sein. Als
Kind sollte er ein recht tragisches Schicksal haben, das seinen Geist für kommende Dinge vorbereiten sollte. Als Erwachsener dann sollte er seiner Bestimmung zugeführt werden, der er nicht freiwillig folgt. Mehr ist über ihn nicht bekannt.“ Er ließ das Blättern sein und legt die Handfläche auf eine der Seiten. „Aber ich wüsste nicht, was Euch das wirklich weiterhelfen sollte. Einen Namen habt Ihr ja immer noch nicht.“ Sie war wieder ein paar Schritt näher gekommen, stand nun so vor ihm, dass er ihr Parfüm wahrnehmen konnte. Wieder lächelte sie. „Das schon. Aber ich bin mir sehr sicher, dass Euch noch das ein oder andere einfallen wird.“

Sie wandte sich von ihm ab und schritt den langen Flur zwischen den Regalen entlang. Die beiden Männer folgten ihr, einer davon wandte sich zurückblickend kurz gen Dandraith um. Doch dieser stand noch immer am Arbeitsplatz, hatte die Hand auf die Seite gelegt und rührte sich erst, als er deutlich die Schritte von drei Personen in der unteren Etage der Bibliothek vernahm.

Nur langsam ließ er die Hand zur Seite gleiten und blickte an, was er da aufgeblättert hatte. Sie waren verdammt nah gewesen. So, wie er es einschätzte, würden sie auch nicht damit aufhören weiter nach irgendeinem Anhaltspunkt über jenen Elfen zu suchen. Doch er hatte ihnen nur allzu bekannte Brocken hingeworfen, die jeder hier in der Bibliothek kannte. Doch was kaum einer wusste war, dass der Name des Jungen, zumindest eines seiner Vorfahren, tatsächlich in der Bibliothek zu finden war. In einem alten, in Leder eingebundenen Buch, dessen Ecken mit Eisen umschlungen worden waren. Ein einem alten Buch, dessen Inhalt Namen von längst vergangenen Einwohnern ferner Regionen waren. Seufzend ließ er die Finger über die Worte „Oldath“ und „Tanghal“ streifen. Sie durften nicht an diesen Ort gelangen. Der Junge würde sich seinen eigenen Weg wählen, von sich aus zur Bestimmung gelangen. Eingreifen in die Geschichte war niemals gut. Tanghal… wie gern würde er dorthin wieder zurückkehren. Doch hier war seine Aufgabe noch nicht beendet.

Dandraith blickte sich um, ob auch wirklich niemand anwesend war. Erst jetzt entschloss er sich einen Frevel zu begehen. Die Seite durfte nicht in falsche Hände geraten. Niemals. Und mit einem kräftigen Ruck entriss er dem Buch die Seite, faltete sie und ließ sie in seiner Robe verschwinden. Danach klappte er lautstark das Buch zu, brachte es wieder an seinen angestammten Platz und zog sich anschließend auf sein Zimmer zurück.

„Wollen wir mal sehen.“ Waren die Gedanken des Mannes, der sich auf der anderen Seite des Regals versteckt hatte und nicht bemerkt worden war.
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BeitragThema: Re: No name, kommt vlt noch   No name, kommt vlt noch Empty3/7/2012, 13:46

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Zurückgezogen hatten sie sich, nachdem der junge Mindajal die beiden auf dem Platz, umzingelt von den Bewohnern des kleinen Ortes, hatte stehen lassen. Vor dem Dorf hatten sie ein kleines Zeltlager aufgeschlagen, die beiden Pferde und das Maultier angepflockt und ein kleines Lagerfeuer errichtet. Hier nun war es, wo Harlon sich niedergelassen hatte, die Rüstung abnahm und so gut es ging seine Wunde versorgte. Elmoth kam soeben mit einem Eimer Wasser vom Brunnen Tanghals wieder zurück, stellte diesen schließlich neben ihm ab.

„Ich werde noch einmal zu ihm gehen müssen. Es hat oberste Priorität ihn mitzunehmen.“ Die Stimme des jungen Robenträgers war gewohnt samtig. Harlon griff nach einem Stück Leinen, tauchte es in das Wasser und begann damit die Wunde zu säubern. „Pf. Der Bursche braucht ne ordentliche Tracht Prügel, ehe man den irgendwohin mitnehmen kann!“ Elmoth lächelte. „Oh Harlon. Ich kann deinen Frust verstehen, aber sei ehrlich: Er hat deine Schwäche erkannt, sich getraut und sie ausgenutzt. In dem Moment war er besser als du.“ Der kräftige Krieger knurrte lediglich als Antwort. Keine Sache, die man sich gern eingestand. Er, als kräftigster Kämpfer in Elmoths Einheit, am allerwenigsten. Der junge Robenträger ließ sich neben Harlon nieder, nahm ihm den Lappen ab und versorgte die Wunde. „Ich hoffe, ich werde ihn nicht zwingen müssen. Mit einem gebrochenen Geist und vermutlich Hass in sich ist er zwar ein schönes Spielobjekt, aber der Herr braucht ihn vollkommen. Er wird mitkommen und eine vortreffliche Ausbildung genießen, bis er eines Tages dein Offizier wird. Dann wirst du zu ihm Aufsehen, Harlon, und die Narbe hier als Beweis einer ruhmreichen Tat herumzeigen. Vielleicht schafft er es gar den Herrn selbst zu umgarnen und sich an Hofe festzusetzen. Das wäre doch was, einen solchen ehrbaren Mann dort sitzen zu haben, mh?“ Harlon knirschte mit den Zähnen, als Elmoth ihm den Verband um den Körper legte. Er schwieg, bis ihm sich eine Frage stellte. „Und wenn er an Hofe sitzt… was passiert dann mit dir?“ Der junge Robenträger hielt in seiner Arbeit inne, hob dem Krieger den Kopf entgegen. Kurzzeitig machte sich Irritation in seinem Geist breit, doch dann begann er bösartig zu grinsen. „Stimmt, du hast recht. Er wird es gar nicht bis an den Hof schaffen, dafür ist er ohnehin zu jung und zu unerfahren.“
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